Telefonistin als Trickbetrügerin: 19 Monate teilbedingte Haft
WIEN. Eine 24-jährige Frau, die sich in der Türkei als Telefonistin einer Trickbetrüger-Bande ausbilden hatte lassen, ist am Montag am Wiener Landesgericht wegen krimineller Vereinigung zu 19 Monaten Haft, davon zwei Monate unbedingt verurteilt worden.
Von Vorwurf des Betrugs wurde sie freigesprochen. Ihr konnte nicht nachgewiesen werden, dass sie bei betagten Frauen angerufen hatte und diese dazu verleitet hatte, ihre Ersparnisse falschen Polizisten zu übergeben.
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Seit mehreren Jahren treibt eine von der Türkei aus operierende kriminelle Vereinigung ihr Unwesen, die mit es mit Fake-Anrufen auf ältere Personen abgesehen hat. "Das ist eine hochprofessionelle Bande, deren einziges Ziel es ist, Betrugshandlungen zulasten hochbetagter Menschen zu begehen, um diese um ihre Lebensersparnisse zu bringen", sagte der Staatsanwalt. Anruferinnen und Anrufer geben sich dabei als Bankangestellte oder Polizeibeamte aus und bringen die Angerufenen dazu, anderen Bandenmitgliedern Geld und Wertsachen zu übergeben, "indem sie ihnen das Blaue vom Himmel erzählen", erläuterte der Staatsanwalt.
12 Millionen Euro Schaden
Eine dieser Anruferinnen war die 24-Jährige, die von Oktober 2023 bis Jänner 2024 Teil der kriminellen Organisation gewesen sein soll, der in Österreich mehr als 250 Tathandlungen mit einem angerichteten Schaden von über 12 Millionen Euro zugerechnet werden. "Ich bekenne mich schuldig, fünf Tage dabei gewesen zu sein und telefoniert zu haben", meinte die Angeklagte zu Beginn ihrer Verhandlung. Und dann berichtetet sie, wie sie im Call Center der Bande in Istanbul gelandet sei. Sie sei mit zwei Freundinnen nach Istanbul geflogen, um dort einen Geburtstag zu feiern. In einem Nachtclub habe sie ein Mann angesprochen und zu einem "Vorstellungsgespräch" eingeladen, wobei ihr eine gute Verdienstmöglichkeit in Aussicht gestellt worden sei. Sie habe zunächst geglaubt, sie müsse am Telefon Aktien verlaufen. Dann habe man ihr erzählt, "dass ich als Bankmitarbeiterin anrufen soll". Sie habe rasch die Betrugsmasche durchschaut und "drei Tage zugehört. Ganz ehrlich, ich weiß nicht, warum ich länger dort geblieben bin, warum ich mir so was reingezogen habe. Es war schrecklich".
Opfer nach dem Vornamen ausgesucht
Man habe "im Office" anhand der Vornamen vermutete ältere Personen aus dem Telefonbuch herausgesucht und diese dann telefonisch kontaktiert, legte die Angeklagte dar. Nach "der Einschulung" sei ihr dann aufgetragen worden, selbst Anrufe zu tätigen. Das habe sie in drei Fällen gemacht, wobei es aber zu keinen "Abschlüssen" gekommen sei.
Diese Darstellung war der jungen Frau nicht zu widerlegen, die auf die Frage, was sie jetzt beruflich machen wolle erklärte, sie habe vor, sich über einen Wifi-Kurs zur Immobilienmaklerin oder als Finanzdienstleiterin ausbilden zu lassen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
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