Mehr Hausverstand in Brüssel oder was der Wolf mit der EU-Wahl zu tun hat
29. April 2024, 15:55 Uhr
Europaweit wird der Wolfsbestand mittlerweile als "stark zunehmend" angegeben
35 Jahre ist es her, dass der Eiserne Vorhang als unüberwindbare Grenze gefallen ist. Die Gedenkveranstaltungen an der Grenze werden dieser Tage auch dazu genutzt, um der europäischen Idee zu gedenken. Wie Europa und Entscheidungen in Brüssel das Leben in den Regionen beeinflussen, versuchte EU-Abgeordnete Angelika Winzig (VP) beim Bezirksbesuch in Rohrbach anlässlich der anstehenden EU-Wahl am 9. Juni zu erläutern. Hausverstand sei in Brüssel mehr gefragt denn je. Das zeige sich ganz aktuell am Beispiel Wolfsmanagement. Mehr Hausverstand heiße nämlich auch, den Wolf unter Kontrolle zu halten.
Schutzstatus senken
Ein zentrales Interesse Oberösterreichs in Brüssel laute, den derzeit rigiden Schutzstatus des Wolfs abzusenken und damit konsequentere Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Nutztieren zuzulassen. Die Ende 2023 seitens der EU-Kommission angekündigte Herabstufung des Wolfes von "sehr geschützt" auf "geschützt" sei ein erster sinnvoller Schritt, der nun aber auch entschlossen in Kraft gesetzt werden müsse. Ziel müsse es sein, den Wolf europaweit in der Wildnis zu halten und damit fern von menschlichen Siedlungsräumen und Nutztieren. Dazu sei es allerdings notwendig, der Bejagung des Wolfes wirksamere Möglichkeiten einzuräumen, wenn der Wolf Siedlungen und Höfen zu nahe komme oder bereits Schaden angerichtet habe.
Europaweit wird der Wolfsbestand mittlerweile mit "stark zunehmend" angegeben. Die EU-Kommission bezifferte den Bestand Ende 2023 mit mehr als 20.000 Wölfen in 23 EU-Mitgliedsstaaten. Im Bezirk Rohrbach wurden heuer bis Mitte April Hinweise auf Wölfe aus Ulrichsberg, Sarleinsbach und aus Atzesberg gemeldet. Im Vorjahr kamen Hinweise aus Oepping, Rohrbach-Berg, Hofkirchen, Peilstein, Lembach und Arnreit. Das "Österreichzentrum Bär Wolf Luchs" verortet zudem eines von österreichweit zumindest sechs sesshaften Rudeln im Böhmerwald. Die tschechischen Behörden bezifferten zuletzt den Bestand auf ihrer Seite des Nationalparks Sumava mit 36 Wölfen. Ziel der Politik müsse deshalb immer ein geordnetes Miteinander sein, sagt Winzig – in diesem Fall eben zwischen dem Wolf in der Wildnis und dem Menschen mit seinen Besitztümern in den Siedlungsräumen.
Bürokratie abbauen
Doch der Wolf sei nur ein Beispiel von vielen. Ganz allgemein müsse die EU um Akzeptanz in der Bevölkerung buhlen: "Wir werden darauf achten, dass in der EU der Hausverstand und nicht die Bürokratie regiert. Wir wollen eine Reduktion von Meldepflichten und bürokratischem Aufwand. Es braucht weniger Regeln und mehr Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger", fasste es Angelika Winzig zusammen.